Donnerstag, 22. November 2007

Stillen: So klappt´s von Anfang an

Ein Interview mit Laktationsberaterin Erika Nehlsen

Stillen knüpft nicht nur ein enges Band zwischen Mutter und Kind, sondern ist auch praktisch und urgesund. Immer dabei, richtig temperiert und keimfrei, enthält Muttermilch alle wichtigen Nähr- und Abwehrstoffe in optimaler Menge. Wie das Stillen von Anfang an reibungslos klappt, fragten wir die Laktationsberaterin Erika Nehlsen, Direktorin des Ausbildungszentrums für Laktation und Stillen in Ottenstein.


Was macht Muttermilch so wertvoll?

Die erste Mahlzeit fürs Baby, das Kolostrum, ist ein ganz besonderer Nährstoffcocktail, der schon in der Schwangerschaft gebildet wird. Es enthält spezielle Abwehr- und Nährstoffe und gibt dem Kind eine Grundimmunisierung für alle Keime, mit denen die Mutter während und zum Teil auch schon vor der Schwangerschaft in Kontakt gekommen ist. Etwa 30 bis 32 Stunden nach der Geburt sorgt das Milchbildungshormon Prolaktin dann für den Milcheinschuss und den Beginn der reichlichen Milchbildung. Muttermilch ist in jeder Hinsicht die gesündeste Nahrung fürs Kind: Gestillte Kinder haben im Vergleich zu nicht gestillten Kindern Vorteile in ihrer geistigen Entwicklung, erkranken seltener an Infektionen, Leukämie und Diabetes. Stillen schützt außerdem vor späterem Übergewicht. Auch die Mutter profitiert: Stillen reduziert ihr Risiko an Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs und im Alter an Osteoporose zu erkranken.

Wie klappt das Stillen reibungslos?

Wichtig ist, das Baby von Anfang an richtig anzulegen: Es sollte mit dem Mund in Höhe der Brustwarze liegen und sich nicht strecken müssen. Die Mutter sollte sitzen oder liegen und das Kind mit einem festen Kissen so unterstützen, dass es die Brustwarze bequem fassen kann. Der ganze Körper muss der Mutter zugewandt sein; Ohr, Schulter und Hüfte sollen eine Linie bilden, sonst muss das Kind den Kopf drehen oder in den Nacken legen – und dann ist das Schlucken sehr unangenehm.

Wie oft sollte man das Baby anlegen?

Man stillt heute nach Bedarf, also so oft das Baby möchte oder die Mutter. Signale dafür sind, wenn es kleine Laute von sich gibt, suchende Bewegungen mit dem Mund macht oder die Finger faustet oder in Richtung Mund bewegt. Rooming-in erleichtert das Stillen nach Bedarf und ist wichtig damit es gut klappt. Schreit das Kind erst, hat es schon eine halbe Stunde lang versucht, Mamas Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein schreiendes Kind lässt sich schlecht stillen, denn seine Zunge zeigt nach oben und liegt nicht, wie es sein muss, auf dem Unterkiefer. Legt man es dann an, rutscht die Brustwarze unter die Zunge - und dann kann das Kind nicht trinken und die Brustwarze wird wund.

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